Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

6. November VULKANE

Veröffentlicht am 06.11.2015

Bei strömenden Regen fuhren wir östlich landeinwärts über Aberdeen ins Mount St. Helens National Volcanic Monument, Standort Silverlake. Da hier geradezu wunderbares Bergwetter war und wir den Berg schon von Weitem sichteten, entschlossen wir uns, nachdem wir das Visitorcenter besuchten direkt zum Schauplatz zu fahren. Obwohl wir schon genug Meilen gefahren waren, nahmen wir die Gelegenheit war für eine Sightseeing Tour. Für eine wirkliche Wanderung hat die Zeit nicht gereicht, aber weil auf Samstag Regen gemeldet war, konnten wir wenigstens Schönwetterfotos schiessen. Zum Glück reservierten wir schon im voraus unsern Platz auf dem State Park Camp Ground, weil am Freitagabend wieder einmal alle Eingeborenen aus ihren Löchern schwirrten, mit Wohnwagen, Zelten, Kind und Kegel. Aber vor allem Jäger waren unterwegs. Auch diese belegten hier mit ihren Jeeps die Plätze.

Oben standen wir dann und schauten das beeindruckende Berglein an. Frischer Neuschnee macht ihn noch viel hübscher. Mt. St. Helens war früher ein spitzer Vulkan bis zum 18. Mai 1980.

 

 

  PB072461 - Kopie (640x360)  PB062418 - Kopie (640x360)      PB062435 - Kopie (640x360) PB062423 - Kopie (640x360)   

Alle Aelteren unter uns erinnern sich noch an die Bilder, die im Mai 1980 um die Welt gingen.  Der graue Berg in USA, welcher graue Schlammmassen ins Tal laufen liess, Wohnhäuser die im Schlamm davonschwammen,die Kilometer hohe Rauchsäule, verzweifelte Leute und der legendäre alte Mann, der sich nicht retten liess, sondern Kaffee trinkend vor seinem Haus auf den Tod wartete. Heute, 35 Jahre nach der Katastrophe, ist der Berg zu einem Ausflugsziel geworden. Im Sommer pilgern hier täglich 10000 Menschen in die Umgebung um den wunderschönen Riesen zu bewundern, oder was auch immer.....weil, wenn Mt. St. Helens keinen Schnee hat, ist er gar nicht so schön. Aber die Gegend ist reizvoll, mit den vielen Seen und unzähligen Spaziergängen.

 

   PB062432 (640x360)   PB062455 (640x360) 

 

Samstagmorgen war vom Berg nichts zu sehen, aber dies hindert niemanden, sich körperlich zu ertüchtigen. Zuerst waren wir nochmals im Center um nach einem Weg zu fragen, schauten uns aber vorher noch das Museum und einen Film über die Eruption 1980 an. Im Film sieht man wie die Erdbeben vom März 1980 täglich grösser wurden,mit direkten Reporten aus dem Gebiet und man sieht, wie immer mehr Menschen aus aller Welt zum gaffen anfuhren. Eines Tages gab es nämlich einen Spalt im Berg, aus dem bereits kochende Brühe hinauslief. Am 18. Mai dann explodierte der Berg und  es riss eine ganze Seite heraus. Im Film sahen wir die ganze Dramatik nochmals, als der alte Mann sagte:”nein, ich evakuiere nicht, ich bin hier geboren, ich war mein ganzes Leben lang hier und ich werde hierbleiben”. Danach den live sprechenden Reporter, dessen letzte Worte von einem fürchterlichen Knall unterbrochen wurde. Ueber 50 Leute kamen um. Trotzdem sieht man auf Grund von Reliefs von verschiedenen Vulkanen der Welt, die schon Katastrophen verursachten, dass diese hier eine nur ganz kleine war.

Wir zwei unerschrockenen Wanderer machten uns also in Regenkleidung auf ins Abenteuer. Es war wirklich ein wenig eines. Die Karten hier sind so schlecht, dass bald einmal aus 5 Meilen 8  Meilen werden und aus 300 Höhenmetern 700..................

Selbst schuld, wer so naiv lostrampelt. Wir liefen also die angegeben 5,1 Meilen bis zum Ende des Cold Water Lakes. Auf dieser Seite des Sees merkt niemand, dass dieser bis vor ein paar Jahren noch ein Schlammsee aus Schlacke, Sedimenten und Gasen  war. Auch findet man auf der rechten Seite nur manchmal einen verkohlten Baumstrunk oder einen Bimsstein, der an einen Vulkan erinnert. Der See ist wunderschön, klar und liegt idyllisch in mitten der Berge. Erst ganz am Ende, wo noch immer ein Sumpf ist, sieht man die graue Masse, die schweflig riecht. Die pyroklastrische Masse baute einen natürlichen Damm vor den Bach, so dass der heutige See entstand. Erst im Laufe der Jahre, wurde der See durch den Wasseraustausch klar.

Auf der gegenüberliegenden Seite sollten dann eigentlich die letzten 3,1 Meilen zurück gehen. Die sind aber erst gemessen worden, wenn wieder 2 Meilen zurück gelegt wurden, nämlich an einer Kreuzung, wo es auf einen Berg geht. Dort oben ist zu allem Ueberfluss ein Schild verdreht und eines abgefallen. Niemand hat uns gesagt, dass es etwa 700m hoch geht. Höchstens 300m,sagte die Rangerin. Es wurde immer dunkler, obwohl erst Nachmittag war. Wir gaben dann recht Gas, bis wir über dem Hügel waren und endlich den Weg bergab sahen. Ueber Lavafelder, die federten beim laufen, vorbei an verglühten Wäldern und demolierten Baumaschinen von ehemaligen Holzfirmen, die nur noch ohne ihre Sachen abrennen konnten..sehr eindrücklich und man kann den Brandgeruch noch riechen. Schlussendlich landeten wir nach 5 Stunden auf der Hwy, wo wir nochmals eine Meile zurücklaufen mussten.

Auf dem Rückweg haten wir dichten Nebeln und konnten nur im Schrittempo fahren, aber wir kamen glücklich im Park an..wir nennen es immer “mer sin diheim ako”.

 

 

  PB062426 (640x360)   PB062451 - Kopie (360x640)  
   
  PB062452 - Kopie (640x360)    
   
  PB072462 - Kopie (640x360)    
   
    PB072464 - Kopie (640x360)  
   
 
  PB070409 - Kopie (360x640)  
  PB070410 - Kopie (360x640)    
      PB070414 - Kopie (640x360)  
     
      PB070413 - Kopie (640x360)  
     
   
 
  PB070415 (640x360)  
    PB070417 - Kopie (640x360)   PB070418 - Kopie (640x360)
   
 

Noch eine Geschichte: Am Morgen auf dem Parkplatz trafen wir den Sheriff. Er erzählte uns, dass er auf Wilderer warte. Um die Ecke stand ein Zweiter, offenbar warteten sie auf dicke Beute. Unterwegs am See trafen wir dann diese Beiden:

 
  PB072465 (360x640)
 

Der Kleine, 12 Jahre alt, hat seinen ersten Elk erledigt! Im Schutzreservat? Ob die wohl immer noch Freude hatten, als sie auf den Parkplatz kamen?

 
  PB070419 (360x640)
 

Am Abend trafen wir dann noch diesen da, aber der Sheriff war längst abgezogen. Er hatte zwei solche Köpfe dabei und erzählte, er sei zu Fuss viel weiter als das Schutzgebiet gelaufen...wer glaubt es?

 
  PB070424 - Kopie (640x360)  
 
 

weil`s so schön war, fischten wir noch ein wenig..fast legal, haben aber nichts gefangen

 
 

Am Sonntag regnete es so stark, dass wir NUR unterwegs an die Südflanke des Mt. St. Helens fuhren und unterwegs noch Einkäufe tätigten..ja, so machen es alle hier, Sonntag = Shopping Mall. Unser Ziel war Cougar. Die im Visitorcenter wussten nicht, ob noch einer ihrer Parks offen hat und sie waren auch nicht gewillt dort anzurufen. So mussten wir einfach nachschauen. Tatsächlich waren schont alle Campgrounds des National Forests Parks geschlossen. Es sieht so aus, als wäre hier noch kein Ranger je zu Fuss seine eigenen Parks abgelaufen und hätte keiner im Westen eine Ahnung, was die im Süden tun. Aber egal, wir sind ja alt genug um uns zu organisieren. Wir mussten dann bei einem privaten Platz aufstellen, im Halbdunkeln war seine Qualität schlecht sichtbar. Hatten dann eine gemütliche verregnete Nacht und bekamen am Morgen eine Belohnung.

Zuerst fuhren wir zu den Ape Caves. Dies ist die längste unterirdische Lavatube der westlichen Hemisphäre, etwa 2 Meilen lang. Lavatube bedeutet, dass eine äussere Gesteinschicht nach dem verglühen der Lava geblieben ist. Die Lava selbst fiel in sich zusammen. So entstanden röhrenförmige Tunnels, die hier bewandert werden können. Schwierige und einfache Abschnitte. Wir nahmen einen Einfachen. Weil es dort unten wirklich Bindfäden regnete (tut es wahrscheinlich immer) und ausserdem die Stirnlampen fast zu schwach waren, kehrten wir auch sehr bald wieder um. Einfach ungemütlich mit Fledermäusen in der tropfenden Unterwelt zu spazieren.

Gleich daneben gab es den two Forests Trail. Dies ist ein interessanter, gut interpretierter Lernpfad auf Holzplanken, über einem Lavaflow der 2000 Jahre alt ist. Die Cracks, die wir in Hawai`i noch ganz lebendig unter den Füssen hatten, sind hier moosüberwachsen und nur noch die Löcher wo die ehemaligen Bäume standen und die verschobenen Erdplatten erinnern an das damalige Inferno.

  PB090005 (640x360)  
    PB090006 (640x360)
 
 
  PB090015 (640x360)  
    PB090020 (640x360)
 
 
  PB090022 (640x360)  
    PB090027 (640x360)  
   
 

Plötzlich kam die Sonne und wir machten uns auf zum Lava Canyon Trail. Der Berg stand in voller Pracht vor uns, ganz in weiss mit einer frischen Schneedecke. Auf den Tannen an der Baumgrenze sahen wir weisse Zipfel. Nichts wie hin. Wir liefen bergauf, bergab, durch Wälder auf nadelbedeckten Pfaden, vorbei an Pilzen und am Fluss der Lavastromes von 1980. Erst als wir fast am grossen Canyon ankamen und bis zu den Knöcheln im Schnee standen, kehrten wir um. Es war so schönes Wetter und wir hätten noch meilenweit laufen können, aber es wird schnell dunkel und schnell zieht Nebel auf. Also ist Vernuft die bessere Variante. Als wir wieder unten waren, war der Berg nicht mehr zu sehen. Im Lavabett schauten wir ein wenig dem Militär bei einer Rettungsübung zu und fuhren dann zurück auf den Campingplatz in der Nachbarschaft des Gestrigen. Hier sah alles etwas besser aus.

 

 

   
  PB090032 (640x360)  
    PB090036 (640x360)
 
 
  PB090043 (360x640)  
  PB090040 (640x360)    
   
  PB090045 (640x360)    
   
  PB090429 (360x640)    
   
    PB090049 (640x360)
   
 
  PB090051 (640x360)
 

Dies sind jeweils die Ueberreste eines Abends von hungrigen Wanderern

 

Auf Grund des Wetterberichtes waren wir heute sehr unsicher, was wir eigentlich tun wollten. Entschieden uns dann nach einem Telefonat über Iridium mit dem Visitorcenter in Toutle zu der Fahrt an die Ostflanke des Mt. St. Helens. Sie hatten auf ihrer Webcam keine Wolken, wir steckten im Nebel. Wir fuhren wieder die gleiche Strasse wie schon gestern und einfach weiter durch die Wälder bis zum Windy Ridge Viewpoint ca. 1300müM. Vorbei am ganzen Ausmass der Schäden von 1980. Die Bäume liegen noch wie Zündhölzer in der Gegend, viele stehen angebrannt in der Landschaft. Der Boden ist überzogen von Asche und feinem Bimsstein und vor uns das Objekt des Begehrens: St. Helens in voller Pracht, manchmal kurz hinter dem Nebel, dann wieder voll sichtbar. Ein Erlebnis! Dies ist der beste Platz überhaupt, um den Vulkan anzuschauen. Es wurde eine Treppe gebaut auf dem damals entstandenen Damm aus Bimstein und Asche mit 480 Stufen. Diese ist aber ein Highlight. Oben angekommen hat man die Rundsicht über das, was der Ausbruch angerichtet hat an der betroffensten Seite, nämlich wo die Wand aus dem Berg gesprengt worden war. Die ganze Ebene darunter sieht aus wie eine Mondlandschaft. Der Cristal Lake war früher einmal ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Kajakfahrer usw. Die Lodge von Harrry Truman (der, der oben blieb) stand auch dort. Sie liegt heute 80m unter dem Seespiegel. Damals war der See um vielfaches kleiner als heute. Wir lasen, dass er bereits nach drei Jahren wieder klar wurde und heute mehr Leben darin ist, als damals. Nur noch an den Enden des Sees liegen flächendeckend Baumstämme. Die alten Bäume die hier herumliegen, am Land, im Seewasser und im Meer sind mindestens so lange tot wie sie gelebt haben. Es braucht eine Ewigkeit, bis sie verrotten. Dies muss das beste Bauholz überhaupt sein. Leider bauen die Leute hier ihre Blockhäuser mit Plastikholz. Wohl eine Preisfrage?

Weil wir von unserm Hochsitz Mt. Rainer gesehen haben, entschlossen wir uns gleich noch bis zu ihm zu reisen. Das Wetter wie gesagt, nicht gut. Aber bis jetzt haben wir doch immer wieder Wunder erlebt!

   
  PB100056 (640x360)  
    PB100058 (640x360)
 
 

           Diese Bilder schossen Touristen im Mai 1980                ungefähr von diesem Platz aus, unten

  PB100063 (640x360)  
 
  PB100067 (640x360)  
 
  PB100076 (360x640)  
 
  PB100099 (640x360)  
 
  PB100110 (640x360)
 

 

 
 
  PB100061 (640x360)
 
  PB100069 (640x360)
 
  PB100078 (640x360)
 
  PB100095 (640x360)
 
  PB100106 (640x360)
 
  PB100111 (360x640)
  PB100094 (640x360)  
 
 

von Weitem haben wir ihn schon gesehen

auf dem Weg zu Mt. Rainer

Abendrot bedeutet hier schlechtes Wetter